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Mini Interview: Kevin Rohrbach

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Allrounder Kevin Rohrbach arbeitet seit 2010 für die Kanuschule Versam als Leiter in den Jugendlagern, Kanulehrer und Raftguide.

Sam, der im letzten Interview befragt wurde, stellt ihm drei Fragen:

1.Frage

Kevin erzähl mal. Wie hat es dich von einem Superjob in einer Bank in Zug, hierher zur Kanuschule nach Versam verschlagen?

Das ist eine lange Geschichte. Ich versuche sie möglichst kurz zu halten.

Die Definition eines “Superjobs” ist für jeden einzelnen anders. Mein Weg zur Realisation, dass der Büroalltag im Bereich der Finanzen (und davor Rohstoffe) vielleicht nicht optimal mit meinen Kernbedürfnissen übereinstimmte, begann als ich 2006 den Kanusport entdeckte.

Der Plan war mit meinem Bruder den Amerikanischen Kontinent auf der MacKenzie Route zu durchqueren, und so nahmen wir an einem Kanadierkurs der Kanuschule Versam teil. Dieser Plan fiel bald ins Wasser und ich entschied mich das Kajakfahren auszuprobieren. Bald war ich dermassen angefressen, dass ich mich entschied die Raftguide-Ausbildung zu machen und lernte so langsam die Kanuschule Versam von der anbietenden Seite kennen. Zu dieser Zeit arbeitete ich noch im Büro.

Als ich 2010 zwischen meinem Job und der Reise meines Lebens entscheiden musste, fiel es mir nicht sonderlich schwer mich von der Anstellung zu trennen. Während dieser Reise arbeiteten meine Partnerin und ich zwischenzeitlich als Kajakleiter in Camps für junge Menschen, die Krebs überwunden hatten. Nach vielen eindrücklichen Tagen wurde mir an einem Abend in einem der Camps bewusst, dass ich nach der Reise nicht mehr in die Arbeitswelt zurückwollte von der ich gekommen war.

Kevin in Sommer: Im Zug mit Kollegen in Paddelklarmotten statt mit Hemd im Buro.

2. Frage

Ich habe gehört. dass du zusätzlich zu einem guten Kajakfahrer auch ein ziemlich guter Skifahrer bist. Jetzt möchte ich wissen welche Jahreszeit ist dir lieber, der Winter zum Skifahren oder der Sommer zum Paddeln? Und warum?

Naja. Ein OK Skifahrer wäre wohl der bessere Ausdruck.
Die Frage nach der Jahreszeit ist aber eine schwierige, vor allem wenn man diese in den Kontext von Skifahren (Freeriden) vs. Bootfahrten setzt. Dementsprechend zuerst einmal die Aspekte, die die beiden in meinen Augen gemeinsam auszeichnet. Diese lassen sich grob in Lokalität und Begleitung zusammenfassen.

Ski Resort · Madonna di Senales, Italy
Skitouren in Schnalstal, Madonna di Senales in Italien.

Auch das Bootfahren sollte aufgrund der Sicherheit nicht alleine ausgeübt werden, jedoch ist man in/auf seinem Fortbewegungsmittel grundsätzlich auf sich alleine gestellt. Dies ergibt eine interessante Dynamik in der man gegenseitig auf sich aufpasst und sich gegenseitig anfeuert aber in Bezug auf das Gelingen einer bestimmten Sequenz grundsätzlich auf sich alleine gestellt ist. Beide Sportarten werden in der Natur ausgeübt und man kommt an Orte mit Ausblicken und Perspektiven, die man ausserhalb dieser Sportarten nicht so eindrücklich erlebt.

Was für mich die Sportarten unterscheidet ist zuerst einmal das Gefühl der Weite beim Skifahren im Gelände. Im Unterschied dazu ist man beim Bootfahren oft eingekesselt – was auch seinen Reiz haben kann. Hinzu kommt die Ruhe in den Bergen. Ich liebe das Gefühl des schwerelos den Hang hinuntergleitens in einer Stille, die durch das sanfte Gleitgeräusch der Ski nur unterstrichen wird. Der Rausch der Geschwindigkeit ist auch nicht schlecht.

Müsste ich – in einer unfairen Welt – wählen, würde ich mich ziemlich sicher für das Skifahren im Winter entscheiden. Neben den vorherigen Gründen nicht zuletzt weil mir als Engländer die Hitze nicht so taugt und weil ich grundsätzlich nicht gerne sitze.

Kevin liebt den Rausch der Geschwindigkeit, aber auch die Stille der Berge.

3. Frage

Was ist deine beste Erfahrung die du beim Kayak fahren machen durftest?

Es gibt verschiedene, die mir auf Anhieb in den Sinn kommen. Zwischen vieren kann ich mich wirklich nicht abschliessend entscheiden.

Erstens wäre da meine erste und bis anhin einzige Befahrung des Little White Salmon in Washington State in den USA. Die Landschaft war zauberhaft, der Fluss schwierig aber machbar und ich durfte mit Leuten mitfahren die ich bis da nur aus Filmen kannte. Ein wirklich super Tag auf einem Fluss, der seiner Legende mehr als gerecht wird!

Zweitens ist da meine zweite Befahrung des “Gorilla” auf dem Green River in North Carolina. Meine erste Befahrung war mässig; es ist schon ziemlich hektisch den “Notch” 3m vor dem eigentlichen Gorilla zu fahren und sich dann auf die grosse Stufe auszurichten. Und so sass mein letzter Schlag nicht 100%.
Bei der zweiten Befahrung jedoch reihten sich alle Bewegungen fliessend aneinander, ich konnte den Boofschlag wie gewollt setzen und ich erlebte in meinem waagrecht fallenden Kajak einen kurzen Augenblick der Schwerelosigkeit über dem tosenden Bach.

Stromschnelle auf dem Little White Salmon, USA.

Drittes Erlebnis ist ein Tag im Engadin, der ganz im Zeichen von Flow stand. Nach einer ersten Giarsun Befahrung von Ramona, Oscar und mir entschieden Oscar und ich nochmals Giarsun und gerade anschliessend Ardez zu fahren. Wir booteten am Holzplatz oberhalb von Lavin ein und paddelten los.
Nach gefühlt kurzer Zeit erreichten wir die Brücke von Giarsun und paddelten weiter. Da wir beide schon länger nicht mehr die Ardezer Strecke befahren hatten mussten wir scouten. An einer uneinsehbaren Stelle angekommen stieg immer der vordere aus dem Boot, kletterte auf einen Felsen und zeigte dem zweiten den richtigen Durchgang. Der zweite paddelte sogleich weiter und der Scout stieg in sein Kajak, folgte und wurde so neu zum zweiten. Es ging immer so weiter und die Zeit rückte in den Hintergrund.
Als wir am Ausstieg auf die Uhr schauten staunten wir nicht schlecht. Es waren ca. 50 Minuten seit Lavin vergangen.

Kevin und Oscar Mc Burney in Ilanz: Gleich geht es auf's Wasser!

Letzter Favorit ist ein Tag ganz am Anfang meiner Paddelkarriere. Kurz nach meinem ersten Kajakkurs bin ich mit dem Klub und meinem Inazone an die Soča gereist und habe zuerst einmal einen Grossteil der ersten Wochenhälfte schwimmend verbracht. Die Klub-Kollegin, die beauftragt war auf mich Greenhorn aufzupassen, nahm ihre Aufgabe ernst und fuhr mir stets schöne, einfache Linien vor (die ich trotzdem oft nicht schaffte) und fischte mich ohne (laut) zu meckern immer wieder aus dem Fluss.
Am letzten Tag der Woche musste sie mich nicht ein Mal aus dem Fluss fischen. Und die Freude, die sie nach jeder erfolgreich gemeisterten Linie – übers ganze Gesicht strahlend – mit mir teilte hat mein Herz gewonnen. Im kommenden November feiern wir unseren 8ten Jahrestag.

Kevin und Ramona
Ramona hat Kevin's Herz gewonnen wärend sie ihn aus der Soca fischte. Acht Jahre her.

Danke Kevin. Wir sind gespannt wem du als nächstes welche drei Fragen stellen wirst.

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Nachtrag:

Kevin hat sich für ein Interview mit Kathleen entschieden.

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