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Portugal 2017

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Wer für den Saisonstart nicht warten kann bis die Fähre nach Korsika endlich ablegt, der kommt mit uns nach Portugal zum Kajak Fahren. Schon zum zweiten Mal konnten wir dieses Jahr mit Gästen den Norden Portugals erkunden.

Franzi erzählt von den beiden Wochen in Portugal.
Danke Tobi, Andreas und Kees für die Bilder.

Kees und ich hatten einige Tage zum Auskundschaften eingeplant. Ganz stressfrei ging es für uns mit dem Flieger ab Basel nach Porto. Dort angekommen legten wir direkt los, ein gutes Cafe auf dem Weg nach Arouca war schnell gefunden.

Holzlaster im Geopark Arouca.
Kees blickt in die "Garganta" am Rio Paiva - während der Eukalyptus Truck vorbeirauscht.

Die Sonne gab ihr bestes und wir erfuhren von den örtlichen Paddlern, dass es ein eher trockener Winter war. Nachdem wir die Strecken am Rio Paiva ausgiebig inspiziert hatten und die Zuflüsse wenig Wasser führten, beschlossen wir unser Gebiet zu erweitern und machten uns auf den Weg nach Mondim de Basto. Dort wurden wir fündig. Rio Tâmega hielt ebenso einiges für unsere Kurse bereit.

Der hilfsbereite Bauer am Ausstieg, hilft beim Shuttle.
Der hilfsbereite Bauer am Ausstieg, hilft beim Shuttle.

Erste Woche

Die erste Woche war Kees gemeinsam mit Tobi, Andi, Ben, Fabio und Mathias im Riverrunning-Kurs. Ich nutzte die Zeit, mich auf die zweite Woche vorzubereiten, wo ich einen der zwei Fortgeschrittenen- Kurse leiten würde.
An Land bekamen wir Unterstützung von Louis unserem Fahrer aus Arouca. Eigentlich führt der Geologie-Student Touristen durch den „Geo-Park“ in Arouca. Seit die letzten Waldbrände im August Teile des Wanderwegs zerstört haben, freut er sich über seinen neuen Nebenjob und teilt sein wissen über Flora & Fauna nun gerne mit uns.

Immer irgendwo ein Orangenbaum zu finden.
Immer irgendwo ein Orangenbaum zu finden - Oh wie schön ist Portugal.

Für die meisten ist es Saisonstart, die Skischuhe sind noch nicht einmal auf dem Dachboden, genutzt wird somit jede Welle und jedes Kehrwasser um Bekanntes wieder Abzurufen. Es wird gejubelt und sich gegenseitig motiviert, die Sonne tut ihr übriges.

Tobias auf dem Rio Paiva.
Nach knapp 10 Jahren wagt sich Tobi erstmals wieder ins Boot, hier auf dem Rio Paiva.

Nach dem ersten Powertag auf dem Rio Paiva und einer kurzen Siesta im Hotel empfängt uns der Restaurantchef mit einem herzlichen Lachen. Kees erinnert sich an letztes Jahr und meint man solle lieber nur halbe Portionen, sog. „1/2 Dosis“ bestellen, die ganzen seien etwas üppig. Somit bestellen wir noch Salate und traditionelle Vorspeisen dazu – und am Ende quillt der Tisch doch fast über mit portugiesischen Leckereien.

Was in Südamerika gilt, hat auch hier sein Wahres: „Wata llena – Corazon contento“ bedeutet so viel wie „Voller Bauch – Glückliches Herz“ .

Andi setzt zum Boof an - \
Andi setzt zum Boof an – "Garganta" am Rio Paiva.

Nebel und leichter Regen begrüsst uns am Morgen, doch mit ein paar zusätzlichen Orangen und Kiwi-Scheiben vom Buffet fühlen sich alle startklar für die „Garganta“. Die Portugiesen gaben dem Kernstück des Rio Paiva, eine 8 Kilometer lange Schlucht, den Namen für „Kehle/Rachen“. Diese Traumstrecke lässt sich leicht erreichen und normalerweise führt ein Wanderweg die komplette Strecke entlang. Momentan ist der obere Teil gesperrt. Dies juckt Kees und die Jungs allerdings wenig und so booten sie auf halber Strecke ein um nur den unteren Teil zu paddeln. Es stehen präzise Linienwahl, Absichern, Kommunikation und Organisation in der Gruppe auf dem Plan. Tags drauf wollen sie dann die ganze Strecke machen.

Scout to Style - Wer findet die schönste Linie durch die Schlucht.
Scout to Style - Wer findet die schönste Linie durch die Schlucht.

Nebel und leichter Regen begleitet uns in der ersten Woche, dank reichlich Speis und Trank kein Problem. Leider regnet es nicht ausreichend für den Rio Paivo, von dem die Gruppe des Vorjahres so geschwärmt hatte.

Franzi am auf dem sog. \
Der Rio Paiva, ein abwechslungsreicher Fluss in Portugal.

Tapetenwechsel zur Wochenmitte, auf dem Weg nach Mondim de Basto geht der River Running Kurs noch auf den sogenannten „Sex Up“, ein Abschnitt flussaufwärts des Rio Paiva. Wassermassen warten hier keine, doch für ein paar schöne Boofs reicht es. Und am Ausstieg wird man mit blühenden Orangenbäumen und kühlem Bier belohnt. Viele Staudämme seien hier geplant, berichten die Einheimischen. Doch sie wehren sich gemeinsam und möchten ihren Fluss erhalten, welcher das Herzstück des örtlichen Geoparks ist, der schon bald in den UNESCO Landschaftschutz aufgenommen werden soll.

Denn Fluss hinauf, über die kleine Ortschaft Castro Daire, geht es weiter ins Landesinnere zum Rio Tâmega. Ein Dach über dem Kopf finden wir in einer alten von Weinreben umringten Villa mit Pool – leider kalt. Ben springt mit dem neuen Kokatat Trockenanzug trotzdem rein.

Das Dorf-Café dient zum Frühstücken und wir bekommen gleich noch was vom Dorfleben mit. Der Besitzer holt rasch seine Töchter für eine leichtere Verständigung, bevor es für die beiden in die Schule geht. Mit ein paar Brocken Italienisch, Spanisch und Englisch kommt man aber auch ohne Hilfe recht weit. Wie überall hilft freundlich Lächeln und so bekommt jeder einen starken Kaffee zum Gebäck. Der Kachelofen im Café scheint eine verführerische Option zu sein – der letzte Tag der ersten Woche ist mit Abstand der Kälteste – doch der Bach ruft. Gut dass ein wenig Flachwasser vor der Schlucht zum Aufwärmen bereit steht.

Kees und Ben auf einem Flachwasser Stück.
Aufwärmen oder Auspaddeln, Kees und Ben nutzen jeden Meter Fließgewässer.

„Never stop a running engine“ – die Mittagspause dient heute zur reinen Nahrungsaufnahme und dank den mitgebrachten Paddelpfötchen kann jeder den Tag geniessen. Technisch anspruchsvolle Passagen wechseln sich ab mit Pools zum Relaxen. Große Augen gibts dann aber doch noch, ganz am Ende. Man sieht bereits den Strand der uns als Ausstieg dient, aber ein paar Höhenmeter dürfen noch gemacht werden. Letzte Kräfte werden mobilisiert, die Linie ist eindeutig und somit heißt es rock´n´roll. Andi meint, ich hätte das kürzeste Streichholz gezogen oder in diesem Fall eben „Ladies First“ – ich erwische eine saubere Linie und kann mir das Spektakel nun von unten anschauen. Team Tâmega 1 beendet den Tag mit 4:1. Lediglich Tobi sagt schnell guten Tag bei den Fischen. Fabio, der eigentlich umtragen wollte, entschließt sich kurzerhand doch noch für eine Befahrung und Kees, der planmässig dessen Kajak runterfahren wollte, nutzt die Gelegenheit zum Testen seines neuen Trockenanzugs und schwimmt kurzerhand den ganzen Rapid runter.

Unser Fahrer scheint überall ein paar Leute zu kennen und überrascht uns mit einem genialen Restaurant namens „Sabores de Quinta“ – Geschmäcker des Bauernhofs. Die Familie des Weingutes zaubert uns mal wieder ein fleischreiches Festmahl auf den Tisch, dazu hauseigenen Vinho Tinto und zum Dessert noch eine Mango-Creme. Mal sehen, ob der eine oder andere doch noch Übergepäck morgen am Schalter bezahlen muss. Somit ist die erste Kurswoche vorbei, die Saison eingeläutet und Portugal hat ein paar Liebhaber mehr.

Fabio sucht nach Steinkontakt auf der Garganta.
Fabio sucht nach Steinkontakt auf der Garganta, Rio Paiva.

Zweite Woche

Kees und ich sind froh, die zweite Gruppe bei Sonnenschein in Porto am nächsten Tag empfangen zu dürfen. Kurzfristig mussten zwei Teilnehmer absagen und so sind wir beiden mit sieben Teilnehmern eine überschaubare Gruppe, auch wenn wir alle zusammen als ein Kurs unterwegs sind. Vier der Teilnehmer waren im Jahr zuvor schon dabei und alle bringen herrliche Urlaubsstimmung mit. Heute hat es niemand mehr eilig und so nehmen wir noch einen Apéro in Porto an der Mündung des Douro ein. Die Möwen kreiseln über uns und die Straßenmusiker fiedeln um die Wette. Vom Ufer aus lassen sich Ruderer und auch ein SUP beobachten.

Hauptsache am Wasser - zum Apero in Porto.
Hauptsache am Wasser – zum Apéro in Porto.

Für mehr Komfort haben wir diese Woche noch einen zusätzlichen Fahrer und einen Landrover mit etwas mehr Power unter der Haube. Daniel, der zweite Fahrer ist selbst Kajakfahrer und Präsident im lokalen Kanu Club. Er hat reichlich gute Geschichten auf Lager, gerne erzählt er vom „Paiva Fest“ dessen Motto „River all Day - Party all Night“ lautet. Muss man eigentlich im April nochmal hin meint Kees

Panorama Garganta Schlucht Rio Paiva.
Das Herzstück des Geoparks in Arouca, die Garganta am Rio Paiva.

Arouca dient uns auch diese Woche als Basis, die Shuttles zum Fluss sind kurz und mittlerweile kennen wir jedes Café und alle Restaurantbesitzer. Die Menschen sind ausgesprochen freundlich und so geht man selten ohne einen dieser feinen Honigschnäpse zurück ins Hotel. Ein Betthupferl hat ja noch nie geschadet.

Am Morgen ist der wärmende Effekt leider schon vorüber, dafür sind alle Paddelklamotten trocken und der Einstieg ist nah. Bei der kleinen Brücke in Nodar paddeln wir uns warm, gewöhnen uns an die Mietboote und sind voller Vorfreude. Ich ganz besonders, da ich hier ein paar Tage zuvor neben einer Vielzahl an Vögeln auch einen türkisfarbenen Eisvogel und einen Otter gesehen habe.

Pause im Kajak am Ufer des Rio Paiva.
Andreas hält die Augen offen, könnte ja sein dass ein Otter auftaucht.

Alles ist in dichten Nebel gehüllt und die Stimmung ist mystisch und wunderschön. Es sind keine großen Schwierigkeiten zu erwarten und die Gruppe lernt sich beim aktiven Kehrwasser fahren langsam kennen. Jeder ist froh endlich wieder Wasser unter dem Hintern zu haben. Man sieht dass der Fluss hier im Sommer wenig Wasser führt, die Äste der Bäume und Büsche ragen weit übers Ufer und so ist die Durchfahrt nicht immer gleich zu erkennen.

Nahe dem Ausstieg bei Meitriz kehren wir kurzerhand in einer kleinen Kneipe ein. Louis scheint wirklich jeden zu kennen. Es stellt sich raus, dass unser Fahrer im Nachbarort aufgewachsen ist und die vermeintlich kleine Kneipe noch ein paar Hinterzimmer mehr hat. Im Sinne der Völkerverständigung bestellen wir „Super Bock“ am Meter – 9 Paddler 2 Fahrer, macht elf Gläser. Alle sind glücklich. Kurzerhand wird ein großer Tisch, eigentlich direkt in der Küche, für uns bereit gemacht. Wir nehmen Platz und beschließen spontan noch ein paar Meter Bier zu bestellen und uns durch die Karte zu probieren. Dort sind die Gerichte abfotografiert, hilft auch nicht soviel, manchmal will man es ja auch nicht so genau wissen (Mueles = Hühnermägen!?).

Portugal Bier per Meter.
Super Bock am Meter.

Die Gruppe versteht sich so gut, dass wir tagsdrauf gleich nochmal alle zusammen paddeln gehen. Der Ausstieg von gestern ist heute der Einstieg und nach dem Zusammenfluss werden wir mit dem „Super Bock“ Rapid belohnt, benannt nach der lokalen Biermarke.
Der Legende nach entweder weil es sehr viel weißen Schaum dort hat oder weil jeder der dort baden geht direkt in der Bar 100 m Flussabwärts eine Runde ausgeben muss. Beide Varianten finden wir super. Die Stromschnelle ist genial, alles drückt nach flusslinks, schöne hohe Wellen und kräftige Kehrwässer zum Steuerschläge, Surfen und Stützen trainieren. Wir geben alles.

Peter im \
Peter im "Superbock" Rapid auf dem Rio Paiva.

Heute machen wir zwei Gruppen. Thomas und Martin gehen mit Kees einen Teil in der Garganta- Schlucht paddeln und ich mache mit allen Anderen eine Technik-Einheit am Rafteinstieg bei Espiunca. Am Nachmittag wandern wir die Schlucht hinauf und schauen dem smaragdgrünen Wasser zu, wie es sich um die Steine windet – Scouting mal anders.

Über Nacht hat es geregnet und wir sind guter Dinge, dass der Rio Paivo nun genügend Wasser führt. „Heute ist ihr Glückstag!“ Sonne satt am Rio Paivo.

Rio Paivo Gruppe Kajakfahrer.
Slalomtraining am Rio Paivo.

Wir spielen uns einen schönen Steinslalom hinunter, suchen nach allen möglichen Linien, die eine oder andere Stelle wird wieder hochgetragen und nochmals gepaddelt. Der kurze Tag gestern hat sich ausgezahlt, alle sind wieder in Hochform.

Kajakfahrerin Brigitte auf dem Rio Paivo.
Brigitte auf der Ideal- Linie am Rio Paivo.

Die Gegend um Arouca ist uns sehr ans Herz gewachsen und so machen wir noch einen Run auf der Raftingstrecke. Im Vergleich zum Vorjahr führt der Fluss deutlich weniger Wasser, somit kann der Fluss seinen ganzen Charakter zeigen, es gibt endlos Spielstellen, Prallpolster und auch einige Surfwellen. Die Arme sind lang als wir in Travanca ankommen. Gut das wir nur noch in den VW Bus sitzen müssen und zu unserer nächsten Destination chauffiert werden.

Wir kommen im Dunklen an und somit gibts die Überraschung erst am Morgen, unser Hotel überschaut den heutigen Fluss, Rio Tâmega. Man kann vom Frühstückstisch die ersten Stromschnellen sehen und wir träumen von einer Bootsrutsche direkt vom Pool zum Fluss hinunter.

Die Gruppe kennt sich nun richtig gut und jeder kann seine Stärken zeigen und an seinen Schwächen feilen. Bei warmen Temperaturen kosten wir gemeinsam jeden Meter Fluss aus. Nach den einen oder anderen Anfangsschwierigkeiten sind spätestens jetzt alle im Flow und freuen sich auf das versprochene "Dessert" - die letzte Stromschnelle, wo die Gruppe der letzten Woche schon so viel Überraschung und Spaß hatte.

Rio Tamega Kajakfahrer.
Röbi auf dem Rio Tâmega, kurz vor dem versprochenen "Dessert".

Kees erklärt die Linie ungefähr so: "Drei Meter neben dem Stein durch die Strömungszunge, dort erwartet euch ein wenig Schlagsahne und dahinter ist ein großer Pool. Selbstrettung erwünscht. Viel Spaß." Los geht´s.

Rio Tamega Kajakfahrer.
Drei Meter neben dem Stein - ist ja Ansichtsache. Ina bei der Einfahrt in die letzte Stromschnelle.
 schwimmer Rettung Rio Tamega. 
Wir haben noch eine paar Rechnungen offen. Für Team Tâmega 2 steht es zwei zu fünf.

Até a Próxima Vez – Bis zum nächsten Mal.

Thomas Wethli, der bereits im Grand Canyon täglich zu den Stiften griff (zu sehen z.B. in den Posts 19 und 20 des Grand-Canyon Blog 2014), hat uns seine persönlichen Eindrücke von unserem Portugal Trip zur Verfügung gestellt.

Obrigada! – Vielen Dank!

Portugal Kajak Zeichnung 1 Thomas Wethli
Portugal Kajak Zeichnung 2 Thomas Wethli

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