Tripbericht - Kajakfahren in Kolumbien 2022 - 2023

Kolumbien ist ein Land, das du aus den Achtzigern oder von Netflix kennst. Man verbindet es meist mit Drogenkartellen, Kokain und Gewalt. In diesem Blog lernst du dieses Land anders kennen, nämlich aus der Sicht von drei Kajakfahrerinnen. Geschrieben von Maud Verboven. 

Anfang Dezember flogen wir drei, Yvonne, Manuela und Maud, mit unseren Kajaks in die Hauptstadt von Kolumbien, nach Bogata. Wir sind am späten Abend gelandet und checkten in einem Hotel in der Nähe des Flughafens ein. Nach einem kurzen, aber wohlverdienten Schlaf stiegen wir am nächsten Tag früh in den örtlichen Bus und fuhren zu unserem ersten Paddelziel, San Augustin. 

Das Reisen mit Kajaks in Kolumbien ist etwas komplizierter als in Ländern wie Ecuador oder Nepal. Busse mit Dachgepäckträgern wurden durch moderne Busse ohne Gepäckträger ersetzt. Mit etwas Glück passen 2 Kajaks in die Bodega des Busses.  Die gute Nachricht ist, dass die Paddel-Community in Kolumbien immer noch wächst und es mehr und mehr Möglichkeiten gibt, Kajaks zu mieten. 

 

Wir sind erleichtert, als wir am Flughafen von Bogota wieder mit unseren `Surfbrettern` zusammenkommen!

 

Der erste Ort, den wir besuchten, ist San Agustin. Es gibt 45-Minuten-Flüge von Bogota nach Pitalito, einer Stadt in der Nähe von San Agustin, aber wir entschieden uns für die lokale Erfahrung und nahmen den Bus. Nach einer viel längeren Busfahrt als geplant (über 14 Stunden), verursacht durch eine Buspanne und einigen anderen Überraschungen kamen wir schliesslich um 22 Uhr abends in unserer Unterkunft in San Agustin an.

 

San Agustin, das Dorf der Felsskulpturen und mystischen Figuren.

San Agustin ist ein Bauerndorf, das auf 1730 m über Meer im Departement Huila in den Anden liegt. 

 

 

San Agustin ist für eine grosse Anzahl von Steinskulpturen aus der Zeit von 100 bis 1200 n. Chr. bekannt geworden, die zum Unesco-Welterbe gehören. Obwohl wir uns alle für Geologie interessieren, ist unser Hauptgrund für den Besuch eine andere Art von Steinen, nämlich die im Fluss, über die wir boofen und hinter denen wir in die Kehrwasser ein- und aussschlaufen wollen . 

 

Bananen und Platano wachsen das ganze Jahr über und sind Teil jeder Mahlzeit, die du in Kolumbien isst.  

 

Es dauerte einen Moment, bis man von der ungeduldigen europäischen Mentalität auf die kolumbianische umgeschaltet hat: "Aaah no pasa nada". In Kolumbien lässt sich niemand die Laune von banalen Dingen wie einer Stunde Verspätung oder einem kaputten Bus verderben. Der Busfahrer legt laute Salsa-Musik auf, singt laut und schunkelt im Takt der Musik, glücklich darüber, dass der Bus repariert und wieder auf der Strasse ist. Es ist eine gute Erinnerung daran, dass wir uns einfach ein bisschen mehr entspannen und mit dem Strom schwimmen müssen. Ja, es fühlte sich gut an, wieder in Kolumbien zu sein!

 

 

Müde, aber zufrieden ziehen wir in die Cabana ein, die in einem grossen, dichten Garten liegt, der mit allerlei bunten Blumen und Pflanzen gefüllt ist. 

 

la buena vibra

Der Rio Magdalena ist ein Paradies für kaffeetrinkende fortgeschrittene Kajakfahrer, mit unzähligen Kaffeefeldern an den steilen Hängen des Flussufers und 100 km fantastischem Wildwasser. Wir begannen mit den leichten Wildwasserabschnitten der Klasse II / III, die überraschend viel Spass machten und spritzig waren. 

 

Nach ein paar Tagesausflügen waren wir bereit für eine mehrtägige Tour, die direkt unterhalb der Stadt San Agustin begann. Wir hatten das Glück, dass der Wasserstand am Pegel Puente Isnos aufgrund von Regenfällen in der Nacht zuvor 2,40 m betrug. Das bedeutete, dass wir endlose Stromschnellen der Klasse III geniessen konnten. Die Kajaks waren schwer gepackt mit dem Essen und der Campingausrüstung, was definitiv ein Vorteil war, um durch die dickeren Walzen zu paddeln und nicht stecken zu bleiben. 

 

Die Ernte findet zweimal im Jahr statt. In dieser Hütte werden die Kaffeebohnen gewaschen und geschält. 

 

Wir übernachteten in einer einfachen offenen Hütte auf einer Kaffeeplantage. Weil Kolumbien so nah am Äquator liegt, gibt es keine Jahreszeiten, wie wir sie kennen. Der Sonnenuntergang ist gegen 18:15 Uhr. Wir geniessen die langen Abende, wenn wir im Trockenen sitzen und den Geräuschen der Natur lauschen, die am Tag den typischen Abend- und dann den Nachtgeräuschen weichen. 

 

Die Mandarinen-, Bambus- und Bananenbäume spenden den kleinen Kaffeepflanzen den dringend benötigten Schatten und Schutz vor der intensiven Sonne. 

 

Am nächsten Tag kam der alte Bauer mit seinem Pferd vorbei, er grüsste und erkannte mich aus den Vorjahren und lächelte. Ich drückte ihm 30.000 kolumbianische Pesos, umgerechnet 6 Schweizer Franken, in die Hand und sein Lächeln wurde breiter. Für ihn ist das der Wert eines halben Tageslohns.  Wir packten ein und paddlten bis zum Nachmittag und erreichten die Ausstiegsstelle in Puente Guatipan. Der Taxifahrer holte uns, wie vereinbart, ab und wir fuhren zurück ins Dorf San Agustin. 

 

 

Als Nächstes stand das Highlight unserer Tour an, die Magdalena-Schlucht. Seit ich 2020 das letzte Mal in Kolumbien war, habe ich oft davon geträumt, wieder in der Magdalena-Schlucht zu kajaken. Dieser wunderschöne Schluchtabschnitt hat eine Menge toller Boofs und jede Menge cooler Moves, die die Paddler unterhalten.

 

Sogar am steilen Hang sind Kaffeefelder zu finden. 

 

Die Magdalena-Schlucht ist eine Mischung aus dem Giarsun- und dem Ardez-Abschnitt des Inns. Ein bisschen breiter mit mehr Wasser, ein bisschen tiefer mit grösseren Felsen und diese Paddelparty ist 17 km lang. 

 

Das Ökosystem des Paramo an der Quelle des Magdalena-Flusses besteht aus Pflanzen, die Mineralien an das Wasser abgeben, was seine braune Farbe erklärt. 

Ein Foto aus dem Jahr 2019, das den Helicopter Drop aus der Magdalena-Schlucht zeigt. Dieser Favorit darf in diesem Blog nicht fehlen. 

 

Oberhalb dieser Flussabschnitte gibt es keine grösseren Städte, daher ist die Wasserqualität wirklich sauber. Bei einer Lufttemperatur von etwa 25 Grad und einer Wassertemperatur von 15 Grad ist das Paddeln sehr angenehm. Obwohl wir nicht alle Abschnitte gepaddelt haben, beschliessen wir, nach Süden zu fahren. 

 

Im Magdalena Canyon fühlt sich der Mensch zwischen den hohen Felswänden und dem dichten Dschungel klein. 

 

Mocoa, die Stadt im tropischen Regen- und Nebelwald. 

Nach einer 4-stündigen Fahrt in einer Cammionetta kommen wir in Mocoa, der Hauptstadt von Putumayo, an.  Putumayo ist ein Departement im Südwesten Kolumbiens, das an Perú und Ecuador grenzt.  Die Böden des Departements sind prädestiniert für die Landwirtschaft. Mocoa hat aufgrund seiner Lage auf 604 Metern Höhe ein heisses und feuchtes Klima. 

 

Die Umgebung besteht hauptsächlich aus Nebelwald, der von Wasserfällen, Flüssen, bunten Blumen und dichtem grünen Dschungel geprägt ist.

 

 

Am ersten Tag sind wir eine Strecke gepaddelt, die für uns alle neu ist. Von einem Ort namens Capucana wanderten wir eine halbe Stunde einen kleinen Dschungelpfad hinab. Wir hofften, eine mögliche Einmündung des Rio Mocoa zu finden, direkt unterhalb einer engen Schlucht.

 

Im Hintergrund ist die Hängebrücke zu sehen, die den Anfang dieses Abschnitts darstellt. 

 

Ich war vor 10 Jahren schon einmal hier, aber im Laufe der Jahre haben sich sogar die grossen Felsen durch die Schlammlawinen verschoben, der Fluss hat sich stark verändert, kurz gesagt, ein neuer Fluss. 

 

 

Wir treffen auf wunderschönes Wildwasser der Klasse III - IV. Die Stromschnellen folgen in einem zügigen Tempo aufeinander.  Eine neue Strecke für uns alle, ohne Notausgang und ohne Strasse in der Nähe. Wir waren ganz allein mitten im Dschungel und wir mussten unseren Paddelstil anpassen.

 

Wir liessen uns Zeit und überprüften regelmässig, ob wir eine sichere Linie durch die Stromschnellen hatten.

 

Wir stiegen an der Eisenbrücke aus, die zur Hauptstrasse nach Mocoa führte. Diese 12 Kilometer lange Strecke war, mit einem Wort, fantastisch. 

 

Nach der vertrauten Mahlzeit aus Reis, Kochbananen, Bohnen und einem Stück Huhn fielen wir in den wohlverdienten Schlaf in einem Hotel im lauten Zentrum von Mocoa. Das empfehlen wir niemandem, der nachts ruhig schlafen will. Die Stadt Mocoa schläft nicht, und der Imbissstand gegenüber dem Hotel verkauft die ganze Nacht über Fast Food. Es wäre besser gewesen, eine Unterkunft ausserhalb der Stadt zu nehmen. 

 

 

Neben den wunderbaren Paddelbedingungen hatte das tropische Klima auch eine aktivierende Wirkung auf meine Ohrenentzündung, die schon seit Tagen schlummert. Yvonne und Manuela paddeln auf der kommerziellen Raftingstrecke des Rio Mocoa, während ich mit Ohrenschmerzen im Hotel blieb. Obwohl Putumayo in den 1980er Jahren wegen seiner Verbindung zum Amazonas und seinen Kokaplantagen alles andere als friedlich war, ist die Sicherheitslage seit langerem gut. Wir haben uns nicht einen Moment lang unsicher gefühlt. Zeit, zu einem anderen Fluss weiterzuziehen.

 

Paicol, das Dorf mit den vier Ecken 

Der nächste Kajakspot ist Paicol, ein kleines Dorf am Rio Paez, der über 70 km Wildwasser bietet. Leider waren aufgrund eines Erdrutsches in der Woche zuvor die besten Klasse IV-Abschnitte des Rio Paez gesperrt. Erwarte keinen Kajak-Hotspot, denn dieses Dorf ist bisher als Kajakziel unbekannt und im ganzen Dorf gibt es nur einen Kajakfahrer, Daniel. 

 

Hier paddelten wir mit Daniel zwei weitere schöne WW III Abschnitte. 

 

Nach zwei Tagen in Paicol fahren wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter nach Cocorna... eine weitere 14-stündige Busfahrt. 

 

Von Mariquita nach Honda

Auf dem Weg nach Cocorna beschlossen wir, schnell den unteren Teil des Rio Gualli zu paddeln, um die lange Reise zu unterbrechen.  Wir schickten unsere Taschen mit dem örtlichen Transport zum Busbahnhof in Honda und paddelten den Fluss hinunter, um sie abzuholen. Das Wildwasser und die Landschaft sind wunderschön und abwechslungsreich, aber nachdem wir 3 Stunden nonstop gepaddelt waren, stiegen wir an einer Brücke aus und trampten mit unseren Kajaks auf einer "Traktormulla" zum Busbahnhof von Honda, um unsere Taschen abzuholen und unsere Reise nach Cocorna fortzusetzen. 

 

Rio Gualli: 30 km WW II - III+

 

Regnerische Cocorna

Cocorná ist eine Stadt und Gemeinde im kolumbianischen Departement Antioquia. In Cocorna treffen wir uns mit Mael, der die letzten beiden Sommer mit uns in Versam gearbeitet hatte und den Rest des Jahres in Kolumbien lebt. Hier verbringen Yvonne und ich unsere letzten Tage. Wir paddeln auf dem Rio Verde und dem Rio Calderas in dieser Region. Das Wildwasser hier ist auch hier absolut Weltklasse und die Landschaft fantastisch.

 

Wunderschöner Wasserfall, der in den Rio Verde stürzt. 

 

Uns läuft hier die Zeit davon. Cocorna ist ein wunderbarer Abschluss eines einmonatigen Paddelurlaubs in Kolumbien. Wir haben viel gelacht, viele verschiedene Gebiete gesehen, verschiedene Flüsse gepaddelt, Musik gemacht und mit den freundlichen Einheimischen gefeiert.  Es hat alles in einem Land: tropische Strände, hohe Berge, Kaffeeplantagen, koloniale Dörfer, farbenfrohes Ambiente und wunderschönen Dschungel!  Unsere Erfahrung hat uns gezeigt, dass Kolumbien derzeit sicher ist und ein grossartiges Land zum Kajakfahren und Reisen ist.

 

Top Tipp: wenn du auf eigene Faust wil reisen willst, ist es äusserst nützlich, zuerst ein wenig Spanisch zu lernen, da die grosse Mehrheit der Kolumbianer kein Word Englisch spricht.

 

 

 

Im kommenden Winter bietet die Kanuschule Versam wieder eine bestens organisierte und geführte Kajaktour nach Kolumbien an. Weitere Informationen werden bald folgen.

 

We'll be back.

 

Ein Dankeschön an das Rafting-Unternehmen Yaco Extreme für den herzlichen Empfang, die Bilder und die Shuttles in Mocoa.